Bildung im Elementarbereich: Positionierungen von Eltern und Fachkräften

Beschreibung

Erste Projektphase  

Aktuelle Bildungspolitiken setzen bei dem Versuch, die massive Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom familiären Hintergrund aufzulösen, zunehmend auf den Elementarbereich. Bildungsdiskurse und institutionelle Veränderungen weisen dabei nicht nur auf einen Bedeutungswandel der Kindertagesstätte zum ‚Bildungsort’ hin. Damit zusammenhängend werden auch Zuständigkeiten von Bildung zwischen Eltern und Bildungs- und Betreuungsinstitutionen im Elementarbereich neu formuliert. Der öffentliche sowie der bildungspolitische Diskurs nehmen dabei in hohem Maße Zuschreibungen entlang von sozialem Status, ethnisch-kultureller Herkunft und Geschlecht vor.

Das Projekt untersucht, wie sich diese Anforderungen und Zuschreibungen in der Praxis der Zusammenarbeit zwischen Erzieher_innen und Eltern niederschlagen und mit welchen subjektivierenden Effekten (Positionierungen im Sinne Stuart Halls) sie dort einhergehen. Zu diesem Zweck wird analysiert, wie zwischen Erzieher_innen und Eltern Vorstellungen frühkindlicher Bildung verhandelt werden und in welcher Weise dabei Differenzen wie Gender, Migration, soziale Lage oder Familienform relevant gemacht werden. Die hier stattfindenden Aushandlungen sollen im Feld der frühkindlichen Bildungs- und Betreuungsinstitutionen durch einen differenzanalytischen Zugang rekonstruiert werden. Dazu werden Kindertagesstätten an zwei verschiedenen Standorten auf der Basis von Dokumenten  der Einrichtungen (wie Leitbildern und Konzeptionen), Gruppendiskussionen mit Fachkräften, Audiomitschnitten von Entwicklungsgesprächen und Interviews mit Eltern untersucht.

Fortsetzungsprojekt

„Bildung im Elementarbereich: Positionierungen von Eltern und Fachkräften unter besonderer Berücksichtigung der Diskurs(re)produktion der Träger und Leitungen von Kindertagesstätten“

Bisher gibt es wenige Forschungen, die die Bedeutung von Leitungen und Trägervertrer_innen in den Blick nehmen, gleichwohl Träger und Leitungen maßgeblich den ‚Bildungsort Kita‘ mitgestalten. Ziel der zweiten Projektphase (2017 – 2018) ist es deshalb zu rekonstruieren, welche Gestaltungsmöglichkeiten Leitungen und Träger im Hinblick auf bildungspolitische Prozesse haben, aber auch welche Vorgaben und Anforderungen z.B. im Hinblick auf Qualitätssicherungskonzepte die Bildungsarbeit in Kindertagesstätten bestimmen/beeinflussen. Auch in der zweiten Phase steht die Bedeutung heterogener Elterngruppen für die Gestaltung der bildungspolitischen Arbeit im Mittelpunkt. Um das zu untersuchen, werden jeweils ein Expert_inneninterview mit den Leitungen verschiedener Kindertageseinrichtungen und mit dazugehörigen Trägervertreter_innen geführt. Zudem werden die Konzeptionen und Leitbilder der Kindertageseinrichtungen und der Träger analysiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse setzen wir in Bezug zu den bereits vorgenommenen Analysen, um so einen vertiefenden Einblick in die Prozesse innerhalb verschiedener Kindertageseinrichtungen zu bekommen.

  • Laufzeit

  • Leitung

  • Förderung

    Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG

  • MitarbeiterInnen

    Luisa Abdessadok (M.A.)
    Dipl. Päd. Miriam Mai

  • Publikationen

  • Literatur

    Menz, Margarete/Thon, Christine (2013): Legitime Bildung im Elementarbereich. Empirische Erkundungen zur Adressierung von Eltern durch Fachkräfte. In: Zeitschrift für Qualitative Forschung 2/2013.

    Thon, Christine/Mai, Miriam (2017): Inklusion oder Teilhabe nach Plan? Über die Pädagogisierung eines politischen Anliegens im Kontext ‚frühkindlicher Bildung‘. In: Miethe, Ingrid/ Ter-vooren, Anja/Ricken, Norbert (Hg.): Bildung und Teilhabe: Zwischen Inklusionsforderung und Exklusionsdrohung. Wiesbaden.

    Thon, Christine/Menz, Margarete (2017): Frühkindliche und familiäre Erziehung – Einführung. In: Kraus, Anja/Budde, Jürgen/Hietzge, Maud/Wulf, Christoph (Hg.): „Schweigendes“ Wissen in Lernen und Erziehung, Bildung und Sozialisation. Weinheim.

    Menz, Margarete/Abdessadok, Luisa (2016): Working Paper 1 zum Projekt „Bildung im Elementarbereich: Positionierungen von Eltern und Fachkräften“. Die Lexikometrische Analyse: Positionsbestimmungen von Träger- und Einrichtungskonzepten im Elementarbereich. URL: www.ph-gmuend.de/seiten-container/blind/personen-vita-publ/a/abdessadok-luisa-projekt/ (letzter Zugriff: 23.06.2016). 

    Thon, Christine/Menz, Margarete/Abdessadok, Luisa/Mai, Miriam (im Erscheinen): Kindheiten zwischen Familie und Elementarbereich. Differenzdiskurse und Positionierungen von Eltern und pädagogischen Fachkräften. Wiesbaden.

    Menz, Margarete/Abdessadok, Luisa (im Erscheinen): Positionierungen von Eltern, Vätern, Müttern – Normalisierung und Irritation von Geschlechterverhältnissen im Elementarbereich. In: Thon, Christine/Menz, Margarete/Abdessadok, Luisa/Mai, Miriam: Kindheiten zwischen Familie und Elementarbereich. Differenzdiskurse und Positionierungen von Eltern und pädagogischen Fachkräften. Wiesbaden.

    Abdessadok, Luisa/Mai, Miriam (im Erscheinen): Welche Mehrsprachigkeit? Positionierungen von Eltern und pädagogischen Fachkräften in Diskursen zu Mehrsprachigkeit. In: Psychologie und Gesellschaftskritik.

    Mai, Miriam/Abdessadok, Luisa (im Erscheinen): Positionierungen von Eltern und Fachkräften entlang von Bildungs- und Fürsorgediskursen in Kindertageseinrichtungen. In: Dollinger, Bernd/Coelen, Thomas/Munsch, Chantal/Rohrmann, Alberecht: Folgen Sozialer Hilfen.