Dialogue Matters: Sprache(n), Sprechen, Sprechverbot

Kontrovers, aber konstruktiv. So gestaltete sich die erste Runde von "Dialogue Matters", dem neuen Diskussionsforum der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.

Was darf ich sagen? Wie muss ich sprechen?

Diese Ausgangsfragen standen zum Auftakttermin am 30.10.2019 des neuen Diskussionsformats „Dialogue Matters“ im Mittelpunkt der Diskussion. Es dikutierte auf dem Podium Prof. Dr. Jan Georg Schneider (Sprachwissenschaftler, Universität Koblenz-Landau) mit folgenden Vertreter*innen der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd: Marie-Sophie Neyer (Masterstudentin „Interkulturalität und Integration“) und Dr. Monika Becker (Leiterin des Akademischen Auslandsamts), die ganz unterschiedliche Perspektiven zum Thema einbrachten.

Inhaltlich ging es, durch den Sprachwissenschaftler Jan Georg Schneider angestoßen, konkret um das generische Maskulinum und eine – zunächst aus linguistischer Perspektive – korrekte „gendergerechte“ Sprache. So seien die meisten heute verwendeten Formen zwar falsch, grundsätzlich sei aber zu beobachten, dass die Verwendung einer gendersensiblen Sprache vor allem gesellschaftlich gewollt und Usus sei.

Unter den Diskussionsteilnehmer*innen herrschte jedoch keineswegs Einigkeit darüber, wie sinnvoll und alltagstauglich eine gendergerechte Sprache sei. So konnte zwar das Aufbrechen eines generischen Maskulinums als nahezu akzeptiert gelten, gleichermaßen wurden aber auch auf übermäßige Anstrengungen und sprachliche „Verrenkungen“ aufmerksam gemacht, so beispielsweise am Begriff „Mitgliederinnen“ veranschaulicht. Argumenten der Anstrengung und sprachlichen Umständlichkeit, wurde von der Masterstudentin Marie-Sophie Neyer ein sprachpolitisches Plädoyer für das sogenannte „Gender-Sternchen“ entgegengesetzt. Dieses „strecke sich in alle Richtungen“ und signalisiere dadurch, alle Identitäten miteinschließen zu wollen und nicht dem Kontinuum von Binarität folgen zu wollen. Umzusetzen wäre dieser Anspruch im Übrigen auch in wissenschaftlichen Qualifizierungsarbeiten. Dieses Anliegen sorgte wiederum für eine eigene Kontroverse im Publikum: Auf eine „Lesbarkeit“ in Hausarbeiten wolle nicht verzichtet werden. Die Literaturwissenschaftlerin Nazli Hodaie brachte daraufhin in die Diskussion ein, es genüge nicht, "als Frau mitgemeint zu sein“.